Keine Angst vorm „bösen?“ Wolf

Die SPD Frankenbach hatte zu ihrer Veranstaltungsreihe "Ein Frankenbacher Augenblick" eingeladen. Dieses Mal ging es im kleinen Saal des Bürgerhauses um den „Heimkehrer Wolf“ – Fluch und/oder Segen? Zum Vortrag des Frankenbacher Biologen Prof. Dr. Hans-Peter Ziemek, der schon seit dem Jahr 2000 die Ausbreitung der Wölfe in Deutschland beobachtet und in der Lausitz miterlebt hat, waren rund 35 Besucher gekommen, darunter auch Hessens Wolfsbeauftragte Susanne Jokisch.

Prof. Dr. Heinz-Peter Ziemek beim Frankenbacher Augenblick der SPD Bild: SPD Biebertal

Der Wolf ist auch in Hessen zurück. Vor gut 150 Jahren, als Jakob und Wilhelm Grimm das Schauermärchen von Rotkäppchen niedergeschrieben hatten, war er ausgerottet. Jetzt streift er wieder durch die Wälder. Noch nicht in Rudeln. Nur vereinzelt. Doch das dürfte sich bald ändern, die Population nimmt zu – trotz zahlreicher Opfer auf den Straßen.

Seit dem Jahr 2000 breiten sich die Tiere vornehmlich in Nordostdeutschland wieder aus. Inzwischen sind es um die 200 erwachsene Wölfe in 60 Rudeln, die dauerhaft in Deutschland leben und umfassend von Naturschutzbehörden, Naturschutzverbänden und Wildbiologen beobachtet werden.
Ein Wolfsrudel nutzt dabei eine Fläche von bis zu 250 km². Wichtig ist ein Platz für die ungestörte Aufzucht der Jungtiere. Diese Orte sind dann in vielen Fällen stillgelegte Tagebaugebiete oder Truppenübungsplätze. Die einjährigen Wölfe, speziell die männlichen Tiere, begeben sich auf lange Wanderungen, um ein eigenes Revier und eine Partnerin oder einen Partner zu finden. So war im Jahr 2017 ein Wolf zumindest schon ein paar Tage zu Besuch in Biebertal.

Hocherfreut über die Wolfrudel ist natürlich der amtliche und ehrenamtliche Naturschutz. In vielen Teilen der Gesellschaft steht man aber uninformiert bis ablehnend dem Phänomen der zurückkehrenden großen Beutegreifer gegenüber. Hier wollten und konnten Hans-Peter Ziemek und Susanne Jokisch für Aufklärung sorgen.

Nur zu 1 % besteht die Nahrung der Wölfe aus Nutztieren. Doch das ist dem Schäfer oder Hobbytierhalter, dessen Tier gerissen worden ist, egal. Was der Schäfer aber wissen muss: Wölfe, die einmal Erfolg hatten, kommen wieder. Die Schaf- und Ziegenhalter der Region sollten sich schon jetzt vorbereiten. Dazu gehören höhere Zäune mit einer besseren Stromversorgung und ggf. die Anschaffung von Herdenschutzhunden. Für den verbesserten Herdenschutz wird die hessische Landesregierung in diesem Jahr mehrere hunderttausend Euro bereitstellen. Die Mittel können über das Regierungspräsidium angefordert werden.

Ein anwesender Jagdpächter verglich die möglichen Schäden bei Rotwild und Wildschweinen mit den bestehenden Verlusten bei Unfällen mit Kraftfahrzeugen und damit als tragbar. Angriffe von Wölfen auf Menschen sind unwahrscheinlich, da Wölfe in der Regel Menschen meiden. Damit das so bleibt dürfen Wölfe auf keinen Fall gefüttert werden, weil sie ansonsten ihre Scheu vor den Menschen verlieren.

Nachdem weitere Meinungsäußerungen aus dem Publikum erfolgt und Fragen beantwortet worden waren, dankte SPD-Fraktionsvorsitzender Thomas Prochazka dem Referenten und der Wolfsbeauftragten Frau Jokisch für ihre fundierten Informationen und den Besuchern für die sachliche Diskussion.